Zurü

Was ist der Mensch ?

Kant befaßt sich mit der Frage nach dem Wesen des Menschen und seinem Bezug zum Umfeld.
Für Kant ist der Mensch ein "Geschöpf der Mitte", sowohl zeitlich als auch räumlich: Zeitlich in der Mitte, weil er zu Beginn der Erdgeschicht nicht existierte, aber auch nicht bis zum Ende existieren wird, sondern nur solange die Bedingungen für sein Leben vorhanden sind. Räumlich in der Mitte, weil der Mensch auf einem Planeten lebt, der eine von Milliarden Sonnen in unserem Milchstraßensystem umkreist. Dem Ganzen gegenüber ist der Mensch furchtbar klein, jedoch groß gegenüber kleinen Lebewesen, Bakterien, Molekülen, Atomen und Nukleonen. Die Sinne des Menschen versagen gegenüber dem Größten und dem Kleinsten.
Der Mensch ist also als Punkt von Raum und Zeit zu verstehen, der in einer Umwelt lebt, die ihn an Macht übertrifft und ihm sowohl Schutz bietet als auch Gefahren aussetzt. Er lebt im und mit dem Kosmos, er wächst, reift, altert und stirbt mit ihm, so daß der Kosmos nicht nur Umwelt ist, sondern sich im Menschen befindet und der Mensch seinerseits im Kosmos. Infolgedessen obliegt der Mensch den kosmischen Gesetzen, Naturgesetzen. Der Mensch vereinigt in sich jedoch nicht nur Physikalisches und Biologisches, sondern auch Geistiges. Die Wechselwirkungen dieser verschiedenen Einwirkungen und ihre Verknüpfung entwickeln die "Person" des Menschen. Durch das Geistige ist der Mensch den anderen Lebewesen überlegen, jedoch gibt ihm die Dreiheit von Physik, Biologie und Geist auch Schwäche, Hoffnung und Tragödie.
Eine weitere Folge der Verknüpfung der drei Seinsreiche im Menschen ist das innere "Kampffeld", da jedes Reich seine Gesetze durchsetzen will. Jedoch gibt es eine Abfolge, die bestimmt, welche Gesetze andere aufheben. Biologische Gesetze regieren über physische und geistige über biologische. Es ist aber auch möglich, daß ein biologisches Gesetz über ein geistiges regiert, so daß z.B. Instinkte und Triebe zum Vorschein kommen. Dies bedeutet einen Rückschritt in der menschlichen Entwicklung.